Kalte Füße in der FAZ

Literatur als Erkundungsprozess. Melandri wählt dafür die Form eines Briefs an den toten Vater, der ihr ein stärker essayistisches, tastendes Erzählen erlaubt, als ein Roman es täte.
Christiane Pöhlmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober

Kalte Füße ist eine eindrucksvolle literarische Spurensuche nach den kleinen und großen Mythen, aus denen Überzeugungen entstehen. Ein Brief an den Vater, der die ganze Bandbreite gemischter Gefühle wiedergibt und damit etwas schafft, was meistens nur Behauptung bleibt: Privates und Politisches zusammenzudenken.
Jutta Person, Falter, 42/24

Cover

Francesca Melandri, Esther Hansen (Übersetzung)
Kalte Füße

EUR 24,00
Wagenbach, K
ISBN: 9783803133670 📋

Ein Militärlazarett in Venedig. Desinfektionsmittel, Fieberschweiß, der unerträgliche Gestank von Wundbrand. Der Sohn liegt im hintersten Bett, er schläft. Die Mutter hebt die Decke am unteren Ende an. Zwei Beine, zwei Füße. Eins, zwei, drei, sie zählt die Zehen – bis zum zehnten. Vorsichtig legt sie die Decke zurück: Endlich kann sie in Ohnmacht fallen. Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der »Rückzug aus Russland« hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt – auch in der Familie von …